2te Non-Monogamies and Contemporary Intimacies Konferenz Wien

Vom 31. August bis zum 2. September 2017 findet die zweite "Non-Monogamies and Contemporary Intimacies" Konferenz an der Sigmund-Freund-Universität in Wien statt.

Stefan Ossmann ist teil des lokalen Konferenz-Organisations-Teams.

Hier der Link zum Programm.

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Call for Contributions (Wissenschaftler*innen, Therapeut*innen etc.)

Von 31. August bis 2. September 2017 findet an der Sigmund-Freud-Universität Wien (Österreich) die zweite Non-Monogamies-and-Contemporary-Intimacies-Konferenz (NMCI) statt. Die Veranstaltung stützt sich dabei auf den Erfolg der ersten NMCI-Konferenz, die im September 2015 in Lissabon (Portugal) abgehalten wurde. NMCI bietet Wissenschaftler*innen, Therapeut*innen/Sozialberater*innen, Künstler*innen, Aktivist*innen, Communitymitgliedern und anderen Interessierten eine gemeinsame Plattform. Im inhaltlichen Zentrum stehen dabei die Umstände, Erfahrungen, Herausforderungen und Möglichkeiten von Beziehungen, die über Normen wie verpflichtende Monogamie oder verpflichtende (Hetero-)Sexualität hinausgehen.

Forschung in verschiedenen Feldern (z.B. Soziologie, Psychologie, Anthropologie und Zeitgeschichte) hat gezeigt, dass sich traditionelle Konzepte und Praktiken in Bezug auf Ehe, Familie, Sexualität und Intimität im Laufe der letzten Jahrzehnte rapide verändert haben.  So kam es zu radikalen Veränderungen im Umgang mit Themen wie Geschlechterrollen und -praktiken, Trans*, Erziehung, Familien- und Verwandtschaftsstrukturen, Verhütung, Schwangerschaftsabbruch, Scheidung sowie bezüglich kultureller, nationaler oder religiöser Zugehörigkeit im Kontext von Migration. Viele dieser Bereiche stehen in enger Verbindung mit Veränderungen in umfassenderen sozialen, wirtschaftlichen und politischen Konstrukten, wie z.B. der gleichgeschlechtlichen Ehe.

Diese Veränderungen in Bezug auf zwischenmenschliche Beziehungsformen sind oft von Gegenreaktionen und negativen Kritiken von innerhalb und außerhalb des Wissenschaftsbetriebs begleitet. So werden z.B. Nicht-Monogamien oft mit „Untreue” gleichgesetzt oder als „Scheitern“ in Bezug auf „normale“ Beziehungsmuster beschrieben. Solche Betrachtungsweisen privilegieren das idealisierte monogame Paar, das als inhärent „besser“ gilt. Auch die Verwurzelung dominanter Beziehungsmodelle wird durch Sichtweisen verdeutlicht und reproduziert, die Intimitäten abseits des „Mainstreams” (z.B. asexuelle, aromantische oder nicht auf binärem Geschlechterverständnis basierende Intimitäten) als illegitim betrachten. Derartige Repräsentationen und Normierungen führen zu Einschränkungen darin, wie Mitglieder einer Gesellschaft ihr intimes Er-/Leben imaginieren und gestalten können. Hinzu kommt, dass sich die relativ raren bestehenden Forschungsarbeiten zu einvernehmlichen Nicht-Monogamien, Asexualitäten oder BDSM weitgehend auf englischsprachige und sozioökonomisch privilegierte weiße Gruppen und Communitys konzentrieren.

Allerdings entstehen zunehmend auch kritische Diskurse über normativen Sexualitäten, Intimitäten und deren Wechselbeziehungen; Diese stellen sowohl traditionelle Lebensmodelle, die im Kern der Geschlechterordnung, in Frage, als auch hetero-mono-normative Praxen und Institutionen im Allgemeinen. NMCI strebt kritische, multi-/transdisziplinäre und intersektionale Ansätze an.

Themen

Im Rahmen von NMCI wollen wir eine Plattform für den Austausch von Ideen und Erfahrungen zu bieten und um Möglichkeiten für Zusammenarbeit und Solidarität zu schaffen. Somit unterstützen wir Einreichungen von Personen aus verschiedenen Lebensbereichen und mit verschiedenen Erfahrungshintergründen – von Wissenschaftler*innen/Forscher*innen und Therapeut*innen/Sozialberater*innen genauso wie Künstler*innen, Aktivist*innen, Communitymitgliedern und anderen, die Interesse und Anteil an der Thematik haben.

Beiträge können sich z.B. mit den folgenden – oder ähnlichen – Themen beschäftigen:

  • gelebte Erfahrungen mit Polyamorie, Swinging, offenen Beziehungen und anderen nicht-monogamen Beziehungsformen;
  • nicht-sexuelle und/oder nicht-romantische Beziehungen und Identitäten, z.B. Asexualität und Aromantik;
  • Überschneidungen von nicht-monogamen Praktiken/kontemporären Intimitäten mit race, Gender/Sex/Geschlecht, sexueller Orientierung, Fetischen und BDSM, Kultur, Behinderung und Bildung;
  • Herausforderungen und Realitäten in der psychotherapeutischen/sozialberaterischen Praxis rund um einvernehmliche Nicht-Monogamien und andere nicht-normative Intimitäten;
  • Veränderungen in der Konzeption und Repräsentation von Paarbeziehungen und damit verbundene Herausforderungen;
  • Spannungen und Veränderungen in wissenschaftlichen und allgemeinen Definitionen und Auffassungen von Partner*innenschaften, Freund*innenschaften, Verwandtschaften und anderen Beziehungsformen;
  • Kulturelle Praktiken und Werte rund um Veränderungen in Bezug auf kontemporäre Intimitäten in Ländern, die nicht Teil des anglo-amerikanischen Raums und/oder des globalen Nordens sind;
  • Histories, Herstories und Queerstories: Geschichten von Nicht-Monogamien und kontemporären Intimitäten zu bestimmten Zeiten und an bestimmten Orten;
  • Aktivismus und Community-Building rund um Nicht-Monogamien;
  • Unterschiede und Überschneidungen zwischen einvernehmlichen und nicht einvernehmlichen nicht-monogamen Beziehungsformen sowie damit verbundene Machtverhältnisse;
  • rechtliche und finanzpolitische Bedeutung von und Herausforderungen rund um Nicht-Monogamien;
  • Veränderungen in der Bedeutung und Praxis von Paarbeziehungen;
  • Rollen von Technologien in der Transformation von sozialen Beziehungen und Intimitäten;
  • Diskurse zur (z.B. genetischen oder evolutionären) „Natürlichkeit“ von Monogamie oder Nicht-Monogamie;
  • sexuelle/emotionale/etc. Untreue;
  • Überschneidungen zwischen Nicht-Monogamien und feministischen Theorien, LGBT-Studien, Gender- und Queer-Studien, Post-/Dekolonialismus und anderen gegen Unterdrückung gerichteten Strängen;
  • Sexarbeit, Pornografien (Mainstream oder anderweitig) und andere kapitalistisch-sexuelle Überschneidungen in Bezug auf Intimitäten;
  • Gesundheit(swesen) und Nicht-Monogamien; Gesundheit(swesen) und alternde sexuelle und Geschlechterminderheiten (z.B. LGBTIQ*);
  • Verbindungen zwischen Religion und hegemonialen Nicht-Monogamien;
  • neue Normativitäten und Widerstände: Polynormativität und Beziehungsanarchie, Neoliberalismus und politische Anfechtung;
  • nicht-normative Intimitäten in Literatur, Kunst, Kino, Fernsehen, Fotografie, Theater, Musik oder anderen Medien.

Zugänglichkeit und Sprache

Wir wollen eine inklusive, barrierearme, sichere sowie belästigungs- und übergriffsfreie Konferenz für alle Teilnehmenden gewährleisten, unabhängig von persönlichem/beruflichem und finanziellem Hintergrund, Geschlecht, Geschlechtsidentität und -ausdruck, sexueller Orientierung, Behinderung, Aussehen, Herkunft, sozialer Schicht, Alter oder Religion.

Der Austragungsort – die Sigmund-Freud-Universität – ist rollstuhlbefahrbar. Für Anfragen bezüglich anderer Anforderungen (z.B. Gebärdensprachdolmetschen) steht unsere E-Mail-Inbox jederzeit offen. Wir werden unser Bestes tun, um die Bedürfnisse aller Teilnehmenden zu berücksichtigen. Bei Unklarheit darüber, ob bestimmte Anforderungen auch tatsächlich als solche „gelten”, sind wir auch gerne per E-Mail erreichbar.

Während die Hauptsprache der Konferenz aus logistischen Gründen Englisch sein wird, ist ein deutschsprachiger Stream geplant, um NMCI für Teilnehmende aus der Region Wien/Österreich zugänglicher zu machen.

Einreichungen

NMCI setzt sich Gemeinschaftsbildung zum Ziel – sowohl innerhalb der Felder Wissenschaft, Kunst, Aktivismus, Psychotherapie/Sozialberatung, Community etc., als auch über deren Grenzen hinaus. Dabei sollen auch die konventionellen Methoden der Wissensproduktion im hegemonialen Globalen Norden in Frage gestellt werden. Wir begrüßen daher die Einreichung einer Vielfalt an Beitragsformaten: nicht nur wissenschaftliche Papers und Themenpanels sind willkommen, sondern auch Roundtable-Diskussionen, Workshops, Geschichten, Projektpräsentationen, Performances, Filmvorführungen, Debatten, Installationen, aktivistische Reflexionen, reflexive Übungen und andere Formate. (Siehe auch unseren Schwestercall für Aktivist*innen, Künstler*innen, Communitymitglieder etc.) Beiträge sollten normalerweise entweder 20 oder 90 Minuten dauern, allerdings sind wir – abhängig von den jeweiligen Anforderungen eines Beitrages – auch offen für andere Zeitformate.

Bei Beiträgen in deutscher Sprache bitte auch das Abstract/Konzept auf Deutsch einsenden – sonst bitte in Englisch. Einreichungen in einigen anderen Sprachen sind möglich, sofern der Beitrag selbst auf Deutsch oder Englisch abgehalten und ein englisches Abstract/Konzept für das Konferenzprogramm nachgeschickt werden kann. Diese anderen Sprachen sind Esperanto, Finnisch, Französisch, Italienisch, Portugiesisch, Russisch, Spanisch und Ukrainisch.

Abstracts/Konzepte (bis zu 250 Wörter für Einzel- und bis zu 500 Wörter für Panel-Einreichungen), eine Kurzbiografie (bis zu 50 Wörter) und Kontaktinformationen bitte an nmciconference@gmail.com schicken. Deadline ist der 14. Februar 2017. Falls für den Beitrag erforderlich, bitte auch Informationen über technische/räumliche/zeitliche/etc. Anforderungen mitschicken.